Führung: Führungsmoden hoch im Kurs

Führung lebt von Feedback und Selbstreflexion
Ich persönlich mag es gerne bescheidener. Ich bin seit vielen Jahren Führungskraft und mag diese Aufgabe. So richtig Stress hatte ich in dieser Position bisher fast nie und ich kann mich nicht an eine Situation, Organisation oder einen Mitarbeiter erinnern, in der oder mit dem es komplett aus dem Ruder lief. Und das, obwohl ich bis zum heutigen Tag bei keinem meiner Arbeitgeber jemals in den Genuss eines Führungsseminars gekommen bin oder die höheren Weihen neuer Führungsmodelle erhalten habe. Woran das liegt, kann ich nur mutmaßen. Leider müssen Führungskräfte damit leben, dass sie wenig Feedback bekommen. Hier wirken noch die alten Rollenmuster des sakrosankten Führungsstils. Da ich vieles in den Managementdiskussionen als Modeerscheinung betrachte, glaube ich stattdessen an fundamentale Dinge, die gute Führung ausmachen. Ich könnte auch ganz altmodisch von innerer Haltung reden. So halte ich es für wichtig, dass eine Führungskraft ein „echtes“ Interesse an Menschen hat. Für ihre starken wie für ihre schwachen Seiten. Den Menschen sieht, nicht den reinen Funktionsträger. Ohne dies geht Führung nicht. Und ein weiterer zentraler Baustein ist eine gehörige Portion Selbstreflexion, ohne die übrigens auch keine Selbstführung funktioniert, die wiederum ebenfalls wesentlich ist. Sich ständig hinterfragen und die eigenen blinden Flecken auszuleuchten versuchen. Zu wissen, dass ich als Führungskraft ständig beobachtet werde und meine aktuelle Stimmungslage sofort widerhallt.
Kommunikation muss persönlich sein
Mit meinem nächsten Punkt kann ich ebenfalls keinen Blumentopf gewinnen, aber er ist kein Mauerblümchen, sondern eine Rose: Ich rede von Kommunikation. Für mich ist Reden, Dialog, Arbeit, Austausch das, was eine Führungskraft zuallererst mit seinen Teamkollegen tun sollte – jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Führung ist gleich persönlicher Kommunikation. Wie oft habe ich gemerkt, dass ich wieder zu wenig kommuniziert hatte, obwohl ich mir den Satz „Ich kann nie genug kommunizieren“ als Mantra in mein neuronales Netzwerk eingepflanzt habe. Zu knapp, zu wenig erklärend – und prompt stockt es, fühlen sich Kollegen nicht abgeholt, weil eine wichtige Information außer Acht gelassen wurde. Oder sich meinem Gesprächspartner der Sinn nicht direkt erschließt. Mein letztes Credo und Ziel gilt der Echtheit oder vielleicht besser: der Stimmigkeit. Menschen merken meist schnell, ob eine Person Dinge kommuniziert, die in ihr verankert sind und hinter denen sie steht. Oder ob sie Sprechblasen und Parolen von sich gibt. Menschen können mit einem ab und an ruppigeren Umgangston umgehen oder mit klaren Ansagen, wenn es in dieser Situation zu der Führungskraft und deren Stimmung passt. Aber eine gefühlte Kluft geht gar nicht und führt zu keinem Ergebnis.Transparenz und Sicherheit
Wenn es einigermaßen rundläuft mit der Führung, dann entsteht ein kostbares Gut: Sicherheit. Die wir ja alle in dieser unsicheren Zeit benötigen. Und es entwickelt sich Resonanz. Ein Raum zwischen Menschen, in dem einiges schwingt und sie sich positiv begegnen. Wie oft Sie das erleben, sei es als Führungskraft oder Kollege, vermag ich nicht zu sagen. Wohl eher selten, würde ich vermuten. Daran sollten wir alle arbeiten.Über den Autor Frank Schabel
Der Geisteswissenschaftler Frank Schabel hatte jahrelang Führungsrollen, vor allem in der IT-Industrie im Bereich Marketing/Corporate Communications, inne. Frühere Stationen waren unter anderem SAP und CSC Ploenzke. Von 2006-2020 war er Head of Marketing/Corporate Communications bei der Hays AG und ist aktuell als Managementberater & Interimsmanager sowie Autor von Fachbeiträgen aktiv.
LinkedIn-Profil: Frank Schabel
Website: https://www.frankschabel.de/